3 G für traumatisierte Hochbegabung -

Gehört, gefördert, geliebt oder ausgegrenzt?

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Erst einmal: Was heißt denn hier Hochbegabung?

Erst einmal ein paar Worte zum Begriff der „Hochbegabung“, der nur auf etwa 2 – 3 % der deutschen Bevölkerung zutrifft und den ich in diesem Text der Einfachheit halber auf die weibliche Person reduziere. Die Merkmale, die ich hier anführe, treffen natürlich nicht auf jede Hochbegabte zu respektive auf die eine mehr, die andere weniger, da es nicht DIE Hochbegabte gibt.

Das Wort klingt zudem sehr nach einer Überfliegerin. Allerdings sehen sich hochbegabte Menschen selten so. Sie besitzen zwar oft besondere Gaben, aber da sie ebenso oft an vergleichsweise einfachen Aufgaben scheitern und zu Perfektionismus wie Selbstzweifeln neigen, erkennen sie sich selten als hochbegabt. Besonders weibliche Hochbegabte ringen sehr mit ihr, da sie durch sie und mit ihr als Frau wie Mensch große Schwierigkeiten im beruflichen wie privaten Umfeld bewältigen müssen, um ihren Platz in der Welt zu finden.

Sind sie anders?

Da Hochbegabte sich schon früh als „andersartig“ wahrnehmen und durch ihr Anderssein im Kindergarten, in der Schule, im Rahmen der Ausbildung, in Universität, Beruf, Freund- wie Partnerschaften nicht selten auf Neid, Ablehnung und Spott treffen, verbringen sie häufig ihre Zeit lieber alleine als mit anderen obwohl sie sich nach nichts mehr sehnen als nach echtem, erfüllendem Kontakt. Sie fühlen sich zudem in großen Gruppen tendenziell eher unbehaglich, da sie lärm-, licht-, hitze-, geruchs-, berührungs- und schmerzempfindlicher sind als die Norm - auch dies eine Eigenschaft, die sie von anderen abhebt und häufig Spott, Abwertung und Ausgrenzung zur Folge hat.

Die leichte Erregbarkeit ihres Nervensystems ist erwiesenermaßen ein Zeichen für hohe Intelligenz.

Auch beschäftigen sie sich oft schon als Kind intensiv mit existentiellen Themen wie dem Tod, der Liebe, dem Sinn des Lebens, denken über soziale oder Umweltprobleme nach und gehen den Dingen dabei tief auf den Grund, wiederum eine Eigenschaft, die sie von anderen abhebt und nicht selten auf wenig Verständnis stößt.

Überhaupt stellen sie gerne viele, bohrende Fragen, ja, stellen alles auf den Prüfstand, was man ihnen anbietet und treiben damit schon als Kinder ihre Eltern, und später ihre Freunde und Partner in die Verzweiflung.


Divergentes Denken und Sprechen

Sie neigen zudem zu divergentem, stark vernetztem Denken und Sprechen, das heißt sie betrachten Situationen und Probleme aus vielen Perspektiven, ziehen gerne Vergleiche heran und wenden einmal erkannte Lösungen experimentell auf neue wie alte Probleme an – eine Fähigkeit, die es ihnen leicht macht, ein Problem sehr tief, differenziert und von vielen Seiten zu betrachten und, vor allem, sehr tiefgehende und nachhaltige Lösungen zu finden. Das hat den Vorteil, dass sie oft richtungsweisend sind, zugleich werden sie von ihrer „normalen“ Umgebung nicht sofort als solche (an)erkannt, ja, oft sogar erst einmal verspottet und beschämt.

Und: Ihre Denk- und Vorgehensweise erschwert es ihnen auch, schnell und effektiv auf die ganz alltäglichen Fragen und Lösungen des Lebens zu antworten. Denn „während der Hochbegabte noch die optimalste Lösung sucht, hat der Normalbegabte längst das Ergebnis“ (Brackmann 2005, S. 39), wenn auch dieses Ergebnis bei tiefergehenden und folgenreichen Problemstellungen wie zum Beispiel Umwelt-, Be- und Erziehungs-, psychischen wie Gesundheitsfragen oft eher oberflächlich und wenig effektiv sein mag und deshalb nicht nur vieler Nacharbeiten und Reparaturen bedarf, sondern häufig auch unerfreuliche bis traumatische Folgen für die Betroffenen hat.

Dies verunsichert und frustriert Hochbegabte oft und führt, zusammen mit ihrer Neigung zum Perfektionismus, häufig zu starken Selbstzweifeln und Ängsten sowie der Annahme, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, anstatt zu sehen, dass sie einfach viel tiefgründiger und nachhaltiger denken, fühlen und handeln als die Norm. Man könnte auch sagen, ihr Gehirn ist eher für komplexe denn für einfache Aufgaben geschaffen. Sie meiden deshalb Monotonie und Routine ebenso wie oberflächliche Situationen und Menschen.


Gutes Einfühlungs-, dafür weniger Durchsetzungsvermögen


Es fällt ihnen oft auch schwerer als Normalbegabten, konsequent bei einem Standpunkt oder einer Sichtweise zu bleiben, da sie ein Problem multidimensional betrachten, das heißt, zum Beispiel in der Kommunikation mit anderen auch die Sichtweise(n) ihres Gegenübers einbeziehen, sich tief in es einfühlen und dabei auch die Folgen einer Handlungs- und Denkweise genau im Auge haben und sind daher kaum in der Lage, stur, egoistisch oder einspurig zu reagieren, sich angemessen zu verteidigen, für sich oder ihre sehr wohlüberlegten Erkenntnisse und Einsichten angemessen ein- geschweige denn sich durchzusetzen, was Normalbegabten viel leichter fällt, da sie nicht so viele Nebenwege gehen.

Da sie zudem das Leid anderer oft stärker empfinden als ihr eigenes und dazu neigen, sehr fürsorglich zu sein, fühlen sich Hochbegabte in Beziehungen oft nicht wertgeschätzt, ausgenützt, über- oder unterfordert.

Man könnte auch sagen: Sie sind sehr offen, haben viel Verständnis, Liebe und Empathie zu geben, sind außerdem eher lern- als erfolgs-,macht- oder überhaupt begierig, kommen aber gerade deshalb im Kontakt mit Normalbegabten schnell zu kurz, was ihre Tendenz zum Rückzug ebenso fördert wie ihre tiefe, stete Sehnsucht nach echtem, erfüllendem, spielerischem Kontakt auf Augenhöhe mit ähnlich Fühlenden und Begabten.


Projektion der eigenen Gaben nach außen


Zudem neigen sie dazu, ihre Hochbegabung wie selbstverständlich auf ihre Umwelt zu projizieren.....

(Ausschnitt aus: "Gabriele Rudolph, (Un)Endlich frei - Traumata als Tor zur Freiheit", Ottersberg 2021, Foto von Sergej Siegle)

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