Wie löst man eine Dissoziation?

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Wie löst man eine Dissoziation? Nun, zuerst einmal müssen wir uns ihrer bewusst werden.

Deshalb: Woran erkennen wir sie? Typische Merkmale sind, dass wir uns nicht fühlen, spüren, nicht weinen können oder/und einzelne Bereiche im Körper taub erscheinen. Wir denken viel, fühlen uns unlebendig und von uns abgeschnitten.

Wenn Klienten mit einer Dissoziation zu mir kommen, sagen sie häufig, sie fühlen sich (vom Leben) abgetrennt, sie sind viel im Außen, tun sehr viel und merken gar nicht, dass sie eigentlich den Kontakt zu sich selbst suchen.

Dabei fühlt man sich blockiert, wie eingefroren, erstarrt, verhärtet, kontrolliert, gleichgültig, unbeteiligt und isoliert. Während ein lebendiger Mensch voller Lebensfreude, freundlich und wach ist, ist ein dissoziierter Mensch sehr ernst, gefühllos, unbeteiligt, oft sogar feindselig. Sie fühlen sich auch von allem und jedem leicht gestört. Und: Nur von sich abgetrennte Menschen können lieblos mit sich und anderen umgehen, manipulieren, Kriege anzetteln, Terroranschäge, Morde ver- und Gewalt ausüben. Nur wer sich nicht spürt, seine Gefühle, Verletzlichkeit und wahren Bedürfnisse verleugnet, kann unfreundlich kommunizieren.

Logisch, oder?

Ein wichtiger Aspekt ist auch das Gefühl, nicht da zu sein. So kam kürzlich ein 16jähriger Jugendlicher zu mir und meinte, er wolle wieder lebendig, präsent sein, Tiefe in sich fühlen. Manche sprechen davon, dass sie eine starke Distanz zu ihrem Körper wahrnehmen, von außen bzw. oben auf ihn schauen, ja, den Körper und seine Empfindungen fürchten. Häufig klagen dissoziierte Menschen auch über chronische, nicht physisch erklärbare Schmerzen im Körper.

Aber wie gehe ich nun damit um?

Nun, sobald du dir bewusst bist, dass du dissoziiert bist, kann es hilfreich sein, dies erst einmal zuzulassen und wahrzunehmen, denn gewöhnlich gehen wir über das Gefühl des Getrenntseins hinweg bzw. versuchen es loszuwerden, da wir es als unangenehm empfinden. Aber wenn du es bewusst zulässt, entspannt sich etwas und du merkst, dass DU selbst es verursachst und wie. Zu erkennen, WIE du zu deinem Körper und deinen Gefühlen auf Distanz gehst und warum, macht dir deine Überlebensstrategien und die dahinter stehende Geschichte bewusst. Und alles, was uns bewusst ist bzw. mit dem wir uns angefreundet haben, können wir gewöhnlich auch wieder beenden.

Deshalb: Lass die Dissoziation zu und versuche sie zu beschreiben. Am Besten, du notierst dir, wie du dich dissoziierst und wie sich dein Körper in diesem Zustand anfühlt. Wenn man eine Dissoziation bewusst zulässt, kann es geschehen, dass du dich unversehens wieder im Körper wiederfindest und mehr fühlst. Häufig nehmen dabei auch deine Ängste rapide ab.

Wenn es aber nicht von selbst geschieht, führe ich meine Klienten, sobald sie die Dissoziation wahrgenommen und beschrieben haben, behutsam in ihren Körper zurück. Ich frage sie zum Beispiel, wie er sich anfühlt und ob es Stellen im Körper gibt, die sich besonders gut, ruhig oder sicher anfühlen und lasse mir diese beschreiben. Das hilft enorm, die Scheu davor zu verlieren. Und selbst, wenn sie dabei nichts empfinden, frage ich sie, wie das ist und achte auf ihre Reaktionen.

Eine weitere Hilfe kann die Wahrnehmung des Atems sein. Wie schnell ist er? Ist er flach oder tief? Atmest du in die Brust oder in den Bauch? Geht er überallhin oder nur an eine Stelle? Folge dem Ein- und Ausatmen ganz bewusst und sei einfach offen dafür, was dabei geschieht. Dies gibt dir auch Informationen darüber, wie tief die Dissoziation gerade ist.

Vor allem wenn betäubte Stellen im Körper vorliegen kann es helfen sie mittels des Ein- und Ausatmens wahrzunehmen und fühlend zu beobachten, was dabei mit der tauben Stelle geschieht. Frage dich danach, ob sich etwas verändert hat. Wenn ja, was und wie genau? Ein weiteres Mittel, um eine Dissoziation zu lindern bzw. aufzulösen, ist die Erdung. Du stellst dich bequem hin und verlagerst behutsam dein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Tue dies ruhig längere Zeit immer wieder und nimm wahr, wie sich dein Körper dabei anfühlt. Dann atme wieder bewusst ein und aus. Beim Einatmen drückst du jetzt ein Bein oder beide Beine in den Boden. Beim Ausatmen lässt du wieder los. Dann umgekehrt: Beim Ausatmen ein oder beide Beine in den Boden drücken, beim Einatmen loslassen. Hast du das Gefühl, das hilft dir, dich mehr mit dem Boden und deinem Körper zu verbinden? Wie wirkt sich die Übung auf dein Wohlbefinden aus?

Viele Menschen reagieren auch sehr positiv auf Berührung, weshalb ich sie bitte, ganz behutsam ihren Bauch, Arm, die Schulter oder Füße zu berühren. Insofern ich ihre Erlaubnis habe, berühre ich sie auch manchmal sanft an diesen Stellen und bitte sie, die Empfindungen, die sie dabei haben, zu beschreiben. Das führt sie auf eine sehr angenehme Art in den Körper.

Teil dieser Arbeit ist auch das, was ich Körpersatsang nenne, eine tiefe, langsame und sehr achtsame Berührung aus der Stille, die den Körper enorm entspannt und Dissoziationen fast wie von selbst löst.

Wenn man das Gefühl des Abgetrennt- oder Abgeschnittenseins bewusst erfährt, damit atmet, sich berührt oder mit großer Achtsamkeit und Liebe berührt wird, kann es geschehen, dass körperliche Unruhe oder Wut, manchmal auch ein Zittern, Pochen oder Sich-Schütteln erscheinen.

Das ist ein gutes Zeichen. Denn dann hast du die Dissoziation bereits teilweise oder ganz verlassen. Lass diese Gefühle nun ganz bewusst zu, spüre, ja, genieße sie und frage dich dann, was der Körper oder die Wut jetzt tun oder sagen möchten und lasse das, was dann geschieht, zu. Es kann also sein, dass der Körper plötzlich zittert, dass du den Impuls verspürst, etwas oder jemanden wegzuschieben, zu stampfen, ein Kissen zu verprügeln, wie irre zu rennen etc.

Dabei können die im Rahmen des Traumas nicht entwickelten Selbstschutzmaßnahmen oder Gefühle zutage treten, die du beim Ursprungstrauma nicht leben, ausdrücken bzw. fühlen konntest (mehr dazu im Kapitel „Das Trauma als nicht abgeschlossene Überlebensreaktion“). Dabei lösen sich häufig auch die Folgesymptome der Dissoziation (Verspannungen, Blockaden, taube Stellen, Lähmungen und/oder chronische Schmerzen) sofort oder nach und nach auf, das Nervensystem wird auf Null gesetzt – bis zum nächsten Mal. Denn die Abtrennung von uns selbst ist durch ein oder mehrere Traumata gut programmiert. So braucht unser Nervensystem wiederholtes und beharrliches In-den-Körpergehen und Sich-Fühlen, um neue Verhaltensmuster und Nervenbahnen zu bilden.

In anderen Worten: Wir lernen und verlernen durch bewusstes Hin- statt Wegsehen sowie durch beharrliche Wiederholung und Umsetzung.

(aus: (Un)Endlich frei! - Traumata als Tor zur Freiheit" von Gabriele Rudolph)

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